Bei den „großen“ Reisefragen sind Chris und ich uns einig: lieber Rucksack als Trolly, lieber eigenständig als organisiert, lieber Homestay als Ressort. Nicht selten witzeln wir über Reisegruppen, die in klimatisierten Bussen zu den Top-Sehenswürdigkeiten gekarrt werden, um dort, einem Heuschreckenschwarm gleich, auszuschwärmen und Fotos zu schießen.
Allzu bequem darf unser Reisestil nicht sein. So versuchen wir uns den Begebenheiten des jeweiligen Landes anzupassen, meiden große Touristenaufläufe und quetschen uns lieber in überfüllte Busse, als uns ein Taxi zu rufen. Dass diese Art des Reisens nicht so individuell ist wie wir das gerne hätten, beweisen zahlreiche andere Backpacker, die wir schon in den entlegensten Bahnhöfen und Busterminals getroffen haben. Alle haben eines gemeinsam:
vollgeschwitzte Klamotten und ein leicht panisches Flackern in den Augen, nicht selten auf der Suche nach einem stillen Örtchen, da das Essen an dem authentischen Straßenstand sich unschön auf die Verdauung ausgewirkt hatte.
Eine srilankanische Erkenntnis
So mussten auch wir die Erfahrung in Sri Lanka machen, als unsere 100 km lange Zugfahrt durch den malerischen Zentralteil der Insel gute 13 Stunden dauerte. Wir hatten uns vorgenommen von Kandy nach Arugam Bay zu fahren.
Erst mit dem Zug und danach mit dem Bus. Am Bahnhof teilte man uns mit, dass wir ungefähr 5 Stunden mit dem Zug unterwegs sein würden. Und so hielten wir nichtsahnend nach 5 Stunden Ausschau, ob nicht unser Ausstieg Ella auftauchen würde. Knappe 8 Stunden später und reichlich durchgeschüttelt erreichten wir endlich den ersehnten Halt.
Dort mussten wir allerdings zu unserem Erschrecken feststellen, dass keine Busse mehr Richtung Arugam Bay fahren würden. Ähnlich wie Dominik stellte ich mir hier die Frage: Warum das alles und wieso bin ich überhaupt hier?
Wie gerne hätte ich in diesem Moment mit anderen Reisenden getauscht, die dank des persönlichem Shuttelservices, nur den malerischsten Teil der Zugstrecke mitgefahren sind, um in Ella mit einem leckeren Getränk von ihren freundlich winkenden Fahrern abgeholt zu werden.
Auf uns hingegen stürzte sich eine Horde von Tuk Tuk-Fahrern, die sich mit Angeboten und Lautstärke gegenseitig zu übertrumpfen versuchten.
Da Widerstand zwecklos war, erlagen wir dem Angebot eines besonders hartnäckigen Fahrers, der uns eine Mitfahrgelegenheit gegen entsprechende Provision vermitteln wollte. Uns war mittlerweile alles egal und die Abstinenz einer Toilette wurde zu einem immer dringlicher werdenden Problem.
Zu unserer Überraschung gab es tatsächlich noch jemanden, der ein Auto nach Arugam Bay fahren wollte und uns für die Übernahme der Spritkosten mitnahm. Siddick stellte sich als warmherziger und interessanter Gesprächspartner heraus, der nicht nur zahlreiche Tipps parat hielt, sondern auch einiges über Land und Leute zu berichten wusste.
Zum Abschluss unserer erstaunlich kurzweiligen Fahrt lud uns Siddick noch zum Essen ein. Die Strapazen des Tages waren wie fortgeblasen und wir mussten mal wieder feststellen, dass unsere Art zu reisen doch so ihre Vorzüge hat.
Heute erinnere ich mich hauptsächlich an die atemberaubende, mit Wasserfällen gespickte, Berglandschaft, die wir so viele Stunden haben bewundern dürfen. Auch Siddick ist mir wärmstens im Gedächtnis geblieben.
Was bin ich nun für ein Reise-Typ?
Es sind immer wieder solche Erlebnisse, die mich süchtig gemacht haben. Süchtig danach mich unbedarft und ohne festen Plan auf die Reise zu begeben. Und vermutlich waren es auch diese Erlebnisse, die mich dazu bewogen haben, letztendlich nur einen Hinflug nach Kuba zu kaufen, um zu schauen was passiert.
Ob diese Art des Reisens wirklich meine Art ist, kann ich momentan noch nicht sagen. Vielleicht bin ich ja keine Langzeit-Reisende, sondern eher die Mittellangzeit-Reisende, die das Heimkommen und das Fernwehhaben ebenso am Reisen schätzt wie das Losziehen. Dies gilt es in wenigen Monaten nun herauszufinden. Getreu dem Sprichwort: Probieren geht über Studieren.
– dieser Artikel ist Teil der Blogparade „Reise-Typen: Deine Reise ist nicht meine Reise!“ –
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12 Kommentare
ohoh. mit der abwesenheit von toiletten ist nicht zu spaßen. ich bin schon so gespannt was euch alles erwarten wird in der großen weiten welt 🙂 aber eines ist sicher: es wird verdammt wundervoll
liebe dich weltbeste schwester <3
Da bin ich mir auch sicher 😉 Danke für deinen Kommentar Schwesterherz *
Flexibilität macht das Reisen echt einfacher und angenehmer. Man darf halt nix erzwingen, sonst frustriert das nur.
Eine Nacht in Ella wäre auch nicht schlimm gewesen und ihr hättet morgens vor der Weiterreise noch auf den Little Adam’s Peak schauen können 😉
Vielen Dank für’s Mitmachen bei der Blogparade.
Wahre Worte 🙂
Frustration und Stress auf Reisen sind oftmals selbstverschuldet. Mit ein bisschen mehr Entschleunigung lebt es sich eindeutig entspannter.
Danke für deine Tipps, die ich hoffentlich bei einer weiteren Sri Lanka Reise beherzigen kann 😉
Hallo Marie,
danke für den lieben Kommentar in unserem Blog. Wir sind gespannt wie eure Reise verlaufen wird – hoffentlich schreibst du hier fleißig deine Erlebnisse auf. Wir drücken alle verfügbaren Daumen, dass euch immer das passende Örtchen zur Verfügung stehen wird!
Liebe Grüße aus Hessen
Sabine und Ralph
Hallo ihr beiden 🙂
Lieben Dank für euren Kommentar. Wir werden natürlich weiterhin emsig unsere Erlebnisse aufschreiben und auf die passenden Örtchen hoffen 😀
Liebe Grüße
Marie
Vielen Dank für deine Schilderung. Solch ehrliche Worte erhalte ich als Reiseveranstalter zum Beispiel vergleichsweise selten. Mein Reisestil ist vergleichbar, der meiner Kunden nicht. Also versuche ich meine Erfahrungen weiter zu geben, damit es einen Touristen-Bus weniger gibt und lieber ein kleiner Shuttle-Service eingeführt wird.
Ich bin demnach ein individualreisender Tourist. Oder so ähnlich. Ein paar Eindrücke habe ich in meinem Blogparaden-Beitrag http://www.madiba.de/blog/blogparade-reise-typen-deine-reise-ist-nicht-meine-reise/ geschrieben.
Manchmal denke ich, dass ich auf meinen Reisen die Nomaden von Morgen ausbilde. Der Gedanke gefällt mir.
Lieben Gruß
Daniel
Lieber Daniel,
herzlichen Dank für deinen netten Kommentar. Deinen Reisestil, als Veranstalter, hatte ich bei den Gedanken zu diesem Thema so gar nicht auf dem Schirm. Auf jeden Fall sehr spannend!
Hoffentlich bildest du noch viele Nomaden aus und kannst ihnen das schöne südliche Afrika näher bringen.
Liebe Grüße
Marie
Hallo Marie,
aus dem Grund war ich mir lange nicht sicher, ob ich an der Parade überhaupt „teilnehmen darf“. Allerdings leben Blogs doch genau von diesen unterschiedlichen Meinungen und Erfahrungen!
Also habe ich mich entschieden, meine Sicht der Dinge zu beschreiben. Du warst demzufolge bereits in Südafrika? Wenn du magst, dann schreib mir doch einmal und wir veröffentlichen einen Reisebericht in unserem Magazin?
Lieben Gruß – aktuell kann ich Schneeflocken senden –
Daniel
Hallo Daniel,
das finde ich auch. Je mehr unterschiedliche Meinungen zusammen kommen, umso spannender wird es. Leider war ich noch nie in Südafrika, habe aber aus deinen Bildern geschlossen, dass es dort sehr schön sein muss.:) Hoffentlich kann ich mich davon auch einmal persönlich überzeugen.
Liebe Grüße und danke für die Schneeflocken 😉
Marie
Hallo ihr lieben!
Ich muss jetzt mal was loswerden. Was ist so schlimm am Touristenbus? Ich war schon mehrfach Teil davon, auf der Fahrt ins Skilager, mit meinen Abikollegen durch Griechenland, zuletzt mit einer deutsch-indischen Hochzeitsgesellschaft zehn Stunden through the heart of India. Es hat immer grossen Spass gemacht! Ältere und weniger mutige Menschen fahren vielleicht lieber so in den Urlaub. Auch ist es sehr angenehm, wenn die ganze Reise organisiert ist, man sich um nix kümmern muss, erholt aus dem Urlaub wieder kommt. Manche Menschen sind krank und wollen trotzdem reisen. Das geht dann eben so einfacher.
Bei mir selber kommt es sehr auf den Zeitfaktor an. Wenn ich monatelang auf Reisen bin, ist es mir meist ziemlich wurscht, ob ich von A nach B ne Ewigkeit unterwegs bin und dann noch in fragwürdigem, möglicherweise leer gekotzten Zustand ( ist mir noch nie passiert, zum Glück) im Nirgendwo ankomme, um dann festzustellen, dass mein online gebuchtes Zimmer bereits vergeben ist und auch sonst nix mehr frei. In meinen 25 Tagen Jahresurlaub ist sowas allerdings über der Schmerzgrenze und ich dann gestresst. Reise versus Urlaub sozusagen. Wie geht es euch damit? Kennt ihr das? Was sind eure Reisepannen?
Ps: Reiseübelkeit: Vomex A -Zäpfchen oder Motilium lutschen kann ich sehr empfehlen. Ingwer ist auch eine sehr gute Idee. Mir hilft es, auch den Akupressurpunkt am Handgelenk zu massieren/ drücken , dafür gibt es auch Armbänder, die diesen Punkt stimulieren -> Apotheke). Magen vorher möglichst nur mit Wasser und Banane füllen, unterwegs Nüsse und wenig Wasser, wenn ich nicht weiss, wo die nächste Toilette verfügbar ist. Ich mach es wie ein Guru und schalte meine Vitalparameter auf Vita Minima?.
Hallo Sabine,
auch ich hatte schon lustige Stunden im Touribus, doch mittlerweile bevorzuge ich eben einen anderen Weg. Das heißt natürlich nicht, dass es in ein paar Jährchen wieder anders aussehen kann 😉 Jeder so wies ihm gefällt. Auch bei uns ist es so, dass wir bei kürzeren Reisen weniger flexibel unterwegs sind und öfters den entspannteren Weg wählen. Vielen Dank für deine Tipps. So ein Akupressurarmband habe ich sogar noch. Ist nur in Vergessenheit geraten und werde ich beim nächsten Mal mitnehmen.
Liebe Grüße
Marie