Das Busfahren in Nicaragua ist eine interessante, wenn auch fordernde Angelegenheit. Ăhnlich wie in Guatemala oder Belize verkehren meist ausrangierte amerikanische Schulbusse, die âChicken Busseâ genannt werden, weil in diesen alles mögliche bis hin zu HĂŒhnern transportiert wird. Mit HĂŒhnern kamen wir dort zwar nicht in Kontakt, jedoch hatten wir schon ein Kaninchen als Sitznachbarn.
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Neben diesen Bussen gibt es auch kleine Vans, in die erstaunlich viele Menschen hineinpassen, und die etwas zĂŒgiger unterwegs sind. HierfĂŒr muss man aber geringfĂŒgig tiefer in die Tasche greifen.
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Wer lieber nicht mit Einheimischen in Kontakt kommen möchte, kann auch einfach Touristen-Shuttles nutzen, die zwischen fast allen bekannten Destinationen verkehren, aber auch ein Vielfaches kosten.
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Inhaltsverzeichnis
Die Conductor-Mafia im SĂŒden Nicaraguas
Hatten wir nach dem Ăberqueren der Grenze auf unserem Weg nach Esteli noch keine Probleme, verschlechterten sich die Manieren der Conductores (Geldeinsammler in den Bussen) gegenĂŒber Touristen beim Busfahren in Nicaragua ab Granada doch gewaltig. Liest man andere Blogs zu dieser Thematik, scheint hier doch ein System hinter zu stecken.
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Auf den richtigen Preis beim Busfahren in Nicaragua achten
Auf unserem Weg von Granada auf die Isla de Ometepe mussten wir einmal umsteigen. Im zweiten Bus bezahlten wir den doppelten Preis – leider ohne es zu wissen. Als wir nachfragten, weil uns der Preis relativ hoch erschien, versicherte uns der Conductor, dass dies der korrekte Preis sei, weil die Strecke auch sehr lang sei. Nach spĂ€terer Internetrecherche war uns aber klar, dass wir den doppelten Fahrpreis bezahlt hatten.
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Dank des Tipps einer Leserin wissen wir jetzt, dass der richtige Fahrpreis eigentlich immer am Eingang des Busses hÀngt. Also einfach dort nachschauen und danke an Lena!
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Glaub nicht alles beim Busfahren in Nicaragua
Ein besonders beliebter Trick beim Weg auf die Isla de Ometepe ist es auch, dass Touristen mit dem Verweis auf den korrekten Umstieg dorthin ein bis zwei Kilometer frĂŒher raus gelassen werden. Dort erwarten euch dann bereits Taxifahrer, die natĂŒrlich ein besonders hohes Fahrgeld von euch verlangen.
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Auch dies ist uns passiert, aber zum GlĂŒck war eine weitere Touristin mit an Bord, die nach San Juan del Sur wollte. ZunĂ€chst wollte der Taxifahrer absurde drei US-Dollar jeweils von Marie und mir fĂŒr eine Strecke von maximal zwei Minuten. Nach einigen Protesten fuhr er uns dann allerdings umsonst. Wahrscheinlich machte er schon an seinem anderen Fahrgast einen guten Profit.
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Das Drehkreuz beim Busfahren in Nicaragua: Rivas
Beim Busfahren in Nicaragua kommt vermutlich jeder einmal an der Busstation in Rivas vorbei. Manche sogar mehrmals. Auf unserem Weg von San Juan del Sur zur Grenze zwischen Nicaragua und Costa Rica machten auch wir unsere Erfahrung.
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Bereits einige Minuten bevor wir die Station erreichten, rief der Conductor jemanden an. Da wir nicht weit von ihm entfernt saĂen und zudem etwas Spanisch sprechen, konnten wir verstehen, dass er irgendjemanden erzĂ€hlte, dass hier jede Menge Touristen im Bus wĂ€ren. In Wahrheit waren es zwar nur fĂŒnf, aber egal. Kurze Zeit spĂ€ter stiegen mindestens genauso viele junge MĂ€nner ein, die krampfhaft versuchten herauszufinden, wo wir hin wollten, damit sie uns mit dem Taxi dorthin fahren können. Da wir darauf vorbereitet waren, lehnten wir natĂŒrlich dankend ab.
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An der Busstation angekommen wurde es dann noch schlimmer. Hier wird man regelrecht von Taxifahrern belagert, die lĂŒgen bis sich die Balken biegen, damit man in ihr Taxi steigt. Einfach freundlich und bestimmt ablehnen und nach dem richtigen Bus Ausschau halten. Und auf gar keinen Fall auch nur ein Wort der Taxifahrer glauben.
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Ein Sonderfall in San Juan del Sur
Dieser simple Trick ist sogar bei Wikitravel dokumentiert. Ihr werdet beim Busfahren in Nicaragua nie ein Ticket vorher brauchen, sondern immer nur im Bus bezahlen. Der Conductor sammelt das Geld auch erst ein, wenn der Bus bereits fÀhrt.
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In San Juan del Sur versuchen aber besonders gerissene Typen das Geld bereits vor Fahrtantritt zu kassieren. Dabei zahlt ihr locker das Doppelte und sie reichen das Geld dann weiter und machen einen guten Gewinn.
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Als wir auf unserem Weg nach Costa Rica den Bus betreten wollten, wurde auch prompt der Fahrpreis von uns verlangt. Nach kurzer Diskussion wurde uns dann auch versichert, dass dies hier im Vergleich zum sonstigen Busfahren in Nicaragua immer der Fall wĂ€re. Wir bezahlten trotzdem nicht und durften doch mitfahren. Welch ein Wunder…
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Nach uns stieg ein weiteres Paar ein, bei denen sie den gleichen Trick mit Erfolg vollzogen. Unser Rufen, dass sie nicht bezahlen sollten, ignorierten die beiden auch. Selbst schuld, denn sie bezahlten letztendlich wirklich den doppelten Preis.
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GepÀck beim Busfahren in Nicaragua
Eine weitere verbreitete Masche ist es, dass Touristen beim Busfahren in Nicaragua extra fĂŒr ihr GepĂ€ck zahlen sollen. Auch gerne in Kombination, wenn man sich beschwert, warum der Fahrpreis denn höher als bei den anderen FahrgĂ€sten ist.
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Ihr könnt allerdings davon ausgehen, dass ihr niemals extra fĂŒr euer GepĂ€ck zahlen mĂŒsst, wenn ihr nicht gerade euren ganzen Hausstand dabei habt! So versuchen die Conductores lediglich an ein bisschen Extra-Geld zu kommen.
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Routen beim Busfahren in Nicaragua
Nachdem ihr jetzt die klassischen Tricks kennt, die ihr beim Busfahren in Nicaragua beachten solltet, wollen wir euch noch ein paar verschiedene Routen samt Preisen und Fahrdauern vorstellen.
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Vom GrenzĂŒbergang Las Manos nach Esteli
2. Express-Bus von Ocotal nach Esteli fĂŒr 50 Cordoba in anderthalb Stunden
Esteli nach LeĂłn
LeĂłn nach Granada
Granada zur Isla de Ometepe
2. Bus von Granada bis Rivas (ggf. mit Umstieg) fĂŒr 30 Cordoba in anderthalb Stunden
3. Taxi bis FĂ€hranleger San Jorge fĂŒr 20 Cordoba pro Person in 15 Minuten
4. FĂ€hre bis Isla de Ometepe fĂŒr 50 Cordoba in einer Stunde
Isla de Ometepe bis San Juan del Sur
2. Taxi zum Bus-Terminal in Rivas fĂŒr 20 Cordoba pro Person in 15 Minuten
3. Bus von Rivas nach San Juan del Sur fĂŒr 20 Cordoba in 45 Minuten
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Hast du auch schon das Abenteuer Busfahren in Nicaragua gewagt oder wĂŒrdest es gerne mal versuchen? Und hast du noch ErgĂ€nzungen, was wir vergessen haben? Wir freuen uns auf deine Kommentare!
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Wir möchten dir gerne passende AktivitÀten von Getyourguide anzeigen.
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14 Kommentare
Also ich war noch nie in Nicaragua und bin dort demzufolge noch nie mit dem Bus gefahren. đ Klingt alles sehr abenteuerlich.
Solche Maschen scheint es ĂŒberall auf der Welt zu geben. Mit uninformierten Touris kann man es ja machen… Gut, dass es solche Blogs wie euren gibt, in dem darĂŒber informiert wird.
Schade, dass es solche „GeschĂ€ftsmodelle“ geben muss. Aber vielleicht teilweise nachvollziehbar. Die Menschen versuchen alle irgendwie nur fĂŒr ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Leider zu Lasten anderer…
Passt weiterhin gut auf euch auf und lĂ€sst euch nicht „verar…“. đ
LG Daniela
Hallo Daniela,
abenteuerlich ist es in der Tat und leider oft recht unbequem, aber dafĂŒr auch eine sehr interessante Erfahrung!
Ich kann das auch absolut nachvollziehen – die meisten Menschen hier haben so viel weniger als wir, da ist es mehr als verstĂ€ndlich, wenn sie ihren Teil vom Kuchen haben wollen. Trotzdem bin ich nicht gerne derjenige, der zu viel bezahlt đ
Danke fĂŒr deine netten Worte und wir senden dir liebe GrĂŒĂe aus Panama
Chris
Die offiziellen Preise fĂŒr die Ăberlandbusse sind in aller Regel vorne angeschlagen. Gucken lohnt sich …
Oder fragt die anderen FahrgÀste, wieviel die Fahrt kostet. Dann kriegt ihr auch den echten Preis mit.
Das stimmt natĂŒrlich, aber Ă€ndert nichts an der Tatsache, dass vor allem im SĂŒden Nicaraguas Touristen schon mal gerne zu viel bezahlen sollen. Und dafĂŒr wollten wir gerne die Sinne schĂ€rfen đ Vielen Dank fĂŒr deine Tipps!
Liebe GrĂŒĂe
Chris
Von Costa Rica kommend haben wir an der Grenze den Chickenbus nach Rivas gesucht. Es war gerade eine stressige und chaotische Situation und als wir den Bus gefunden hatten, standen schon zwei MĂ€nner dort um uns ein Ticket zu verkaufen. Sie haben uns geholfen die RucksĂ€cke rein zu tragen und uns dann ein Ticket verkauft. Wir wussten es leider nicht besser, dass man NIEMALS vor der Fahrt ein Ticket kaufen muss (hĂ€tten wir mal nur vorher auf euren Blog geschaut) und standen dann recht blöd da, als der Fahrer uns sagte, dass es nicht die richtigen Tickets sind und wir TrickbetrĂŒgern in die Masche gefallen sind. Der „richtige“ TicketverkĂ€ufer war dann aber sehr kulant und wir mussten nicht nochmal bezahlen.
Hallo Sabrina,
im SĂŒden Nicaraguas ist es scheinbar leider recht gĂ€ngig, den Touristen beim Busfahren etwas mehr Geld als nötig aus der Tasche zu ziehen. Auch wir mussten da so unsere Erfahrungen machen…Immerhin wisst ihr es jetzt besser und fallt hoffentlich nicht mehr auf die ĂŒblichen Abzockmaschen rein đ Und letztlich hattet ihr ja auch noch GlĂŒck im UnglĂŒck und ihr musstet nicht nochmal extra zahlen. Das war ĂŒbrigens eine sehr faire Geste vom richtigen TicketverkĂ€ufer, wie ich finde, denn er hat damit auch direkt auf seinen eigenen Verdienst verzichtet.
Ich wĂŒnsche euch noch ganz viel SpaĂ bei eurer Reise und weniger solcher Momente!
Liebe GrĂŒĂe
Chris
Oh Mann, das klingt ja echt abenteuerlich und auch anstrengend. Aber wie Du schon sagst, man kann verstehen, dass sich die Nicas etwaas „dazu“ verdienen möchten, trotzdem eine unschöne Situation. Gut, dass Ihr darauf aufmerksam macht. Aber als bedrohlich habt Ihr diese Situationen nie empfunden, also jetzt besonders in Bezug auf die Taxis? Man liest ja viel, dass man nicht einfach in irgendwelche Taxis steigen soll, sondern entweder in nur extra gerufene oder die offiziellen, da es sonst auch zu ĂberfĂ€llen kommen kann… oder gilt das eher im Umfeld um Managua?
Hallo Katrin,
ein bisschen Lehrgeld zahlt man immer beim Reisen, aber trotzdem ist besser, wenn man gut vorbereitet ist đ Bedrohlich ist das nur fĂŒr deinen Geldbeutel und manchmal etwas nervig, aber wir unsicher fĂŒhlten wir uns nie. GrundsĂ€tzlich sollte man natĂŒrlich in Lateinamerika bei den Taxen etwas besser aufpassen. Wenn ihr ein ungutes GefĂŒhl bei einem Fahrer habt, dann lieber auf das nĂ€chste warten. Auf der sicheren Seite seid ihr an offiziellen StĂ€nden oder ihr lasst euch eins rufen. In Managua haben wir nur den Bus gewechselt und kein Taxi von innen gesehen, aber wir haben auch einige vereinzelte Berichte gelesen, dass es dort schon mal zu FĂ€llen von „Express Kidnapping“ kommen kann.
Liebe GrĂŒĂe
Chris
Kleiner Tipp am Rande: Am Eingang der Busse hĂ€ngt zu 99% ein ausgedrucktes Papier in dem der Fahrpreis fĂŒr die komplette drinsteht, da die Busse staatlich subventioniert sind.
Hallo Lena,
danke fĂŒr den Tipp! Wir haben das mal ergĂ€nzt.
Liebe GrĂŒĂe
Chris
Kleine ErgĂ€nzung, was besonders im bezug auf EstelĂ wichtig ist: Es ist nicht ganz richtig, dass man die Tickets nie vorher kauft. Gerade, wenn man vom Busterminal Cotran Sur in Esteli abfĂ€hrt Richtung Managua oder LeĂłn oder auch von der Cotran Norte den Bus nach Managua nimmt, zahlt man vorher und bekommt ein Ticket mit Platznummer ohne mehr als im Bus selbst zu zahlen. In den Bussen, die kĂŒrzere Strecken fahren, wie etwa von EstelĂ nach Condega oder Somoto, nach Miraflor, etc. da wird erst im Bus bezahlt, aber bei den anderen ist es teils nötig, das Ticket vor Fahrtbeginn zu kaufen, damit du ĂŒberhaupt noch einen Sitzplatz bekommst. Da sollte man dann auch bestenfalls eine halbe Stunde vor Fahrtbeginn dort sein, da die Busse von EstelĂ aus nach Managua, LeĂłn, etc. hĂ€ufig heillos ĂŒberfĂŒllt sind. Und generell ist es ratsamer, nach LeĂłn nicht mit den Microbussen vom Norte abzufahren, sondern mit den Expressos vom Sur, was auch zu beachten ist. Es gibt in EstelĂ nĂ€mlich zwei Busterminals.
Hallo Johanna,
vielen Dank fĂŒr deine ErgĂ€nzung! Wir haben in der Tat in Nicaragua nie ein Ticket vorher gekauft, daher ist die ErgĂ€nzung bestimmt fĂŒr viele hilfreich đ
Liebe GrĂŒĂe
Chris
Hallo Chris
Ich lebe als Schweizer in Costa Rica und muss alle 3 Monate Ein- und wieder Ausreisen. Ich fahre in den nĂ€chsten Tagen von Santa Cruz in Richtung Granada. ich möchte einige Tage in Nicaragua verbringen. Jemand hat mir erzĂ€hlt, dass fĂŒr den GrenzĂŒbertritt nach einem Impfausweis gefragt wird. Trifft das zu?
Danke und
Herzliche GrĂŒsse
Kurt
Hallo Kurt,
das AuswĂ€rtige Amt veröffentlicht hierzu aktuelle Infos. Derzeit musst du einen vollstĂ€ndigen Impfstatus bei Einreise nach Nicaragua nachweisen, bzw. alternativ einen maximal 72 Stunden alten PCR Test vorlegen. Dieser soll laut AA sogar spĂ€testens 36 Stunden vor Einreise den nicaraguanischen Behörden per Mail zur VerfĂŒgung gestellt werden.
Viel SpaĂ bei deinem Aufenthalt in Nicaragua.
Liebe GrĂŒĂe
Chris